Missverständnisse – Gleichgültigkeit – Warum Investieren?
Missverständnisse, ein schlechtes Bauchgefühl und eine gehörige Portion Gleichgültigkeit – mit diesen Worten lässt sich das Verhältnis der Deutschen zu Aktien beschreiben. Daran haben auch historisch niedrige Zinsen nichts geändert. Dies ist das Kernergebnis einer Studie des Deutschen Aktieninstituts und der Börse Stuttgart.
Die Rentenbeiträge werden steigen, die Rentenbezüge sinken. Wer den gewohnten Lebensstandard halten will, ist gut beraten, Aktien als Bestandteil des Vermögensaufbaus und der Altersvorsorge zu nutzen. Wer sein Geld in Aktien investiert, kann an der langfristigen Wertschöpfung erfolgreicher Unternehmen teilhaben. Obwohl die Vorteile von Aktien auf der Hand liegen, zeigen viele Untersuchungen: Die Deutschen investieren generell wenig in Wertpapiere und erst recht nicht in Aktien.
Was sind die Ursachen für die Aktien-Ignoranz?
Angst und Emotionen
Die Ängste aus den Börsencrashs ab 2000 und ab 2008 sitzen tief. Viele Aktionäre haben damals viel Geld verloren und schlechte Erfahrungen gemacht. 2001 waren 20% der Bundesbürger Aktienbesitzer, 2019 sind es nur noch 16,2%. Neun von zehn Personen, die aktuell keine Aktien besitzen, haben in den letzten Jahren die Aktienanlage nicht aktiv in Betracht gezogen.
Zu hohes Risiko
Die Kursschwankungen des Aktienmarktes sind bekannt und führen dazu, dass der Markt nicht richtig eingeschätzt werden kann. 65% der Nicht-Aktienbesitzer sagen, dass Aktien zu riskant sind. Dass jedoch bei einem breit gestreuten und diversifizierten Portfolio und einem langfristen Engagement das Verlustrisiko äußert gering ist, wissen hingegen nur wenige.
Missverständnisse
Die falsche Vorstellung ein Finanzprofi sein zu müssen, um in Aktien investieren zu können, hält sich hartnäckig. 64 Prozent der Nicht-Aktienbesitzer nennen mangelndes Wissen als Hauptgrund dafür, dass sie nicht in Aktien investieren. Nur 29 Prozent der Nicht-Aktienbesitzer wissen um den Renditevorteil der langfristigen Aktienanlage. Lediglich 19 Prozent ist klar, dass eine Aktienanlage auch bei kleineren Anlagebeträgen sinnvoll ist.
Gleichgültigkeit
Ein weiterer wesentlicher Faktor ist der fehlende eigene Antrieb. 87,3% der Nicht-Aktionäre setzen sich nicht aktiv mit der Aktienanlage auseinander. Auch sagen 50% mit einem Einkommen von mehr als 3.500 Euro, dass Sie momentan kein Geld für die Aktienanlage haben. Daten des Statistischen Bundesamtes bestätigen, dass die Deutschen wie die Weltmeister – nur nicht mit Aktien – sparen. So legen sie im Durchschnitt zehn Prozent ihres Einkommens auf die hohe Kante.

Nur jeder fünfte Nicht-Aktienbesitzer (19 Prozent) hält es für sinnvoll, mit kleinen Anlagebeträgen in den Aktienmarkt zu investieren. Knapp zwei Drittel der Aktionäre (63 Prozent) erkennen, dass eine Geldanlage in Aktien oder Aktienfonds auch mit kleineren Anlagebeträgen sinnvoll ist.
Dabei lässt sich bereits mit einem monatlichen Sparbetrag von 25 Euro, wie es bei vielen Sparplänen auf Aktienfonds oder ETFs möglich ist, langfristig ein beachtliches Sparguthaben aufbauen.
Dies macht folgende Beispielrechnung deutlich:
Wer in den letzten 20 Jahren monatlich 25 Euro (insgesamt 6.000 Euro) in Aktien des Deutschen Aktienindex DAX (z.B. über einen ETF oder Fonds) angelegt hätte, besäße heute 13.000 Euro.
Gerade einmal knapp 10 Prozent des gesamten Geldvermögens, so die Bundesbank, investieren die Deutschen in Aktien. Dabei ist der private Vermögensaufbau der Bevölkerung vor allem auch mit Blick auf die Rente wichtiger denn je.
Was kann getan werden?
Mehr Sicherheit in Finanzfragen vermitteln
Es gilt einfach, den Menschen eine größere Sicherheit in Finanzfragen im Allgemeinen und im Umgang mit Aktien und Wertpapieren im Besonderen zu vermitteln. Schließlich spiegeln die mageren neun Prozent der Gesamtheit der Aktionäre deutlich wider, dass das Thema Finanzbildung auch in der Schule bisher keine große Rolle gespielt hat. Sicherlich wäre es hilfreich, Jugendlichen bereits ein Grundwissen über Aktien näher zu bringen. Die Erfahrung mit Aktien verändert die Fähigkeit, Risiken und Chancen der Aktienanlage richtig einzuschätzen, oft signifikant.
Angesichts der zahlreichen Missverständnisse überrascht es nicht, dass die Nicht-Aktienbesitzer nur zu knapp 34 Prozent Aktien und Aktienfonds als geeignete Instrumente zur Vermögensbildung und nur zu 20 Prozent als geeignete Instrumente der Altersvorsorge ansehen. Bei den Aktienbesitzern liegen die Werte dagegen bei 75 beziehungsweise 55 Prozent. Auch bei anderen Einschätzungen zur Aktienanlage sind die Aktionäre meistens deutlich besser informiert – etwa bei der Einschätzung zum Risiko und bei der Frage, ob sich Aktien leicht erwerben lassen.
Aktien müssen bei Reformen der staatlichen Altersvorsorge stärker berücksichtigt werden
Die Politik ist gefordert sich stärker mit dem Thema Aktien zu beschäftigen. Ansatzpunkte dafür gibt es viele. So gibt immerhin fast jeder dritte Nicht-Aktienbesitzer (28 Prozent) an, dass eine bessere staatliche Förderung sein Interesse für die Aktienanlage wecken könnte. Besonderes Augenmerk verdient die Altersvorsorge. Die gesetzliche Rente wird für viele im Alter nicht ausreichen, um den aktuellen Lebensstandard zu halten. Da die Renditevorteile von Aktien vor allem langfristig zum Tragen kommen, sollten sie in der Altersvorsorge eine deutlich größere Rolle spielen als bisher.
Fazit:
Trotz der langen Niedrigzinsphase und Rekordständen an den Börsen hat sich die Zahl der Aktionäre in den letzten Jahren nicht signifikant erhöht. Positiv zu vermerken ist jedoch, dass der persönliche Kontakt mit der Aktienanlage – also erworbenes Erfahrungswissen – diese Einstellungen aufbricht.
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